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7. Dezember 2010 von Elke Hesse

Das 7. Türchen: Ich drück dir die Daumen!

Aua! Daumendrücken kann sehr schmerzhaft sein. Im Mittelalter gab es sogar eine Foltermethode, bei der einem Delinquenten der Daumen mit einer großen Schraubzwinge plattgequetscht wurde. Aber damit hat die heutige Redewendung zum Glück nichts zu tun. Im Gegenteil: Wer jemandem die Daumen drückt, wünscht ihm ja Glück und Erfolg.

Der bekannte Volkskundler Lutz Röhrich schreibt in seinem »Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten«, dass dem Daumen schon immer übernatürliche Kräfte zugeschrieben wurden, dass er als Glücksfinger galt. Vielleicht deshalb, weil eine Hand ohne Daumen zur Arbeit ziemlich unbrauchbar wird, weil ein Werkzeug oder auch eine Waffe ohne Daumen nicht gehalten werden kann.

Zum Schutz vor bösen Geistern verbarg man den Daumen deshalb in der Hand und nach schlesischem und tirolerischem Volksglauben sollte ein Schläfer während der Nacht seinen Daumen festhalten, um keine Albträume zu bekommen.

Und bei Gladiatorenkämpfen im alten Rom steckten die Zuschauer den Daumen in die Faust, um für einen gestürzten Kämpfer Gnade zu erbitten.

Die »Deutsche Mythologie« von Jacob Grimm enthält den unschätzbaren Rat, den linken Daumen einzubiegen, um sich vor dem Biss eines wütenden Hundes zu schützen, und auch alle Gebärenden sollten den Daumen zum eigenen Schutz nah der Geburt einziehen.

Der Duden hat aber noch eine weitere Erklärung für das Daumendrücken: Wer ganz stark wünscht, dass jemand etwas schafft, z. B. im Wettkampf, krampft unwillkürlich vor Anspannung seine Hände zusammen. Die Engländer sagen dazu: I keep my fingers crossed.

Dass ich im Winter ganz häufig sämtliche zehn Finger drücke, knete und verstecke, hat übrigens mehr mit dem Kampf gegen die Kälte zu tun, kann aber im Zweifelsfall bestimmt auch nicht schaden …

(Foto: Stephanie Hofschläger, pixelio)

Kategorie: Adventskalender, Geflügelte Worte, Kalender, Sprachbetrachtung Stichworte: Adventskalender, Daumendrücken, Redensart

6. Dezember 2010 von Elke Hesse

Das 6. Türchen: Heute spekulieren wir auf                                den Nikolaus und essen Spekulatius

Vielleicht hat der/die ein oder andere diese niederländische Spezialität heute im Nikolausstiefel gehabt. Wäre eigentlich ganz passend, denn früher wurden diese flachen Mürbeteigfiguren, die mit Nelken, Kardamom, Muskat und Zimt gewürzt sind, in Holland und auch im Rheinland traditionell am 6. Dezember, dem Nikolaustag, gebacken.

Die Etymologen sind sich über die Wortherkunft aber trotzdem nicht ganz einig. Die einen sagen, der Name Spekulatius käme vom lateinischen Wort »speculum« = Spiegel, weil das Motiv in der Backform, auch Model genannt, spiegelbildlich erscheine. Die anderen aber führen den Namen auf eben die Tradition zurück, Spekulatius am Nikolaustag zu backen, denn der heilige Nikolaus trug den Beinamen »speculator«, der Aufseher, der Schauende.

Aber da im Bereich der Wortherkunft vieles spekulativ ist, sollten wir kein großes Spektakel machen, einfach beide Erklärungen annehmen und uns ansonsten am breitem Spektrum von Spekulatius und anderen weihnachtlichen Gebäcken erfreuen.

(Fotos: Nikolaus Karl-Michael Soemer, Spekulatius Dieter Schütz, pixelio)

Kategorie: Kalender, Sprachbetrachtung Stichworte: Adventskalender, Nikolaus, Spekulatius

5. Dezember 2010 von Elke Hesse

Das 5. Türchen: Neinsagen kann nicht jede(r)!

In den letzten Satz des gestrigen Türchens habe ich eine komplizierte Wendung hineingeschmuggelt , über die ich mir selbst nicht schlüssig bin und die deshalb heute zur Diskussion stellen will, sofern sie nicht schon diskutiert worden ist … Ich frage mich, ob dieser Satz eine doppelte Verneinung enthält, die dazu führt, dass etwas nicht mehr verneint, sondern bejaht wird, so wie beim Rechnen ein doppeltes Minus ein Plus ergibt.

Ich schrieb: … bevor ich irgendwann weder in meine Hose noch in meine Jacke nicht mehr hineinpasse.  Aber drückt das »weder … noch« nicht schon das »nicht hineinpassen« aus? Hätte es nicht gereicht zu sagen: … bevor ich irgendwann weder in meine Hose noch in meine Jacke  hineinpasse?

Haben wir es hier also mit der rhetorisch ziemlich anspruchsvollen Figur der Litotes (= doppelte Verneinung oder Verneinung des Gegenteils) zu tun? Wenn ein Politiker behauptet, es sei nicht die schlechteste aller Lösungen, auch wenn die Steuererhöhung natürlich nicht ideal sei – dann haben wir es mit einer Litotes zu tun.

Diese ist gewiss nicht ohne Charme und auch nicht unklug, weil sie eine galante Untertreibung ist, die etwas ironisch hervorhebt und dem Autor damit eine distanzierte Überlegenheit verleiht.

Ich möchte natürlich verhindern, dass ihr nicht zu sehr verwirrt werdet. Mein guter Rat: Vermeidet doppelte Verneinungen, denn damit verhütet ihr, dass keine Missverständnisse auftreten …

(Foto: Judith Lisser-Meister, pixelio)

Kategorie: Adventskalender, Kalender, Sprachbetrachtung Stichworte: Adventskalender, Litotes, Verneinung

4. Dezember 2010 von Elke Hesse

Das 4. Türchen: Das ist doch Jacke wie Hose!

Ob ich die köstlichen Champagnertrüffel, die ich gestern bekommen habe, alle auf einmal esse oder mir den Genuss auf drei Tage verteile, ist zumindest für meine Figur Jacke wie Hose, stimmt‘s?

Leider ja, antworte ich mir selbst und stutze. Was ist das eigentlich für eine komische Redensart? Sie besagt ja eigentlich, dass eins wie das andere ist, dass etwas keinen Unterschied macht – dabei hat eine Jacke aber doch kaum Ähnlichkeit mit einer Hose? Na ja, abgesehen von den zwei schlauchartigen Fortsätzen, durch die wahlweise Arme oder Beine gesteckt werden.

Des Rätsels Lösung: Im 17. Jahrhundert wurde der gute alte Anzug erfunden, sprich: Hose und Jacke wurden zum ersten Mal aus demselben Stoff geschneidert. Gedanklich müsste man also stets ergänzen: Jacke wie Hose (aus einem Tuch).

Und ich überlege mir, ob ich die Champagnertrüffel lieber doch heute Abend mit meinem Mann teilen soll, bevor ich irgendwann weder in meine Hose noch in meine Jacke nicht mehr hineinpasse …

(Foto: BirgitH, pixelio)

An dieser Stelle noch mal zur Erinnerung: Wer immer sich bemüßigt fühlt, meine Adventskalendertexte zu kommentieren, nimmt an der Verlosung eines Duden-Tageskalenders für 2011 teil.

Kategorie: Adventskalender, Geflügelte Worte, Kalender, Sprachbetrachtung Stichworte: Jacke wie Hose, Redensart

3. Dezember 2010 von Elke Hesse

Das 3. Türchen: Aus Lübeck kommt nicht nur Marzipan

Eine Verballhornung ist ursprünglich eine sprachliche Verschlimmbesserung, also etwas, was unfreiwillig geschieht, wenn man etwas sprachlich eigentlich besser machen will, damit aber genau das Gegenteil erzielt.

Den Begriff verdanken wir einem Lübecker Buchdrucker namens Johann Balhorn, dessen Aufgabe es im Jahr 1586 war, das Lübecker Stadtrecht neu zu drucken. Leider hatten zwei Juristen des Stadtrats nicht sonderlich gut aufgepasst und eine Menge sinnentstellender Fehler in das Werk hineinredigiert. Dummerweise stand auf dem Titelblatt der Ausgabe aber der Name des armen Druckers: Gedruckt zu Lübeck / durch Johan Balhorn.

Zusätzliches Pech für Johan war, dass auch andere Städte nach Lübecker Stadtrecht urteilten, sodass sich die peinlichen Fehler rasch verbreiteten. Alsbald bürgerte sich die ironische Wendung »verbessert durch Balhorn« ein, woraus später verkürzt »verballhornen« wurde.

Heutzutage sind die meisten Verballhornungen keineswegs ungewollt, sondern gezielt parodistischer Natur. Da wird aus dem Buß- und Bettag ein Schmus- und Betttag, aus Fronleichnam ein Happy Kadaver und aus dem deutschen Papst ein Papa Ratzi …

Na denn: Merry Crisis And A Happy New Fear!

(Das Foto hier wurde übrigens im Lübecker Marzipanmuseum aufgenommen, von Jeanette Dannert, pixelio)

Kategorie: Adventskalender, Kalender, Sprachbetrachtung Stichworte: Adventskalender, Verballhornung

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