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Aktuelle Seite: Start / Archiv für Sprachbetrachtung

18. Dezember 2010 von Elke Hesse

Das 18. Türchen: Von Goldschlägern und Rauschgoldengeln

Nein, ihr habt schon richtig gelesen, das in der Überschrift sollte nicht Golfschläger heißen, sondern tatsächlich Goldschläger. Bis vor ein paar Jahren wusste ich selbst gar nicht, was das ist, aber dann habe ich den Begriff für einen Kinderkalender recherchiert und herausgefunden, dass ein Goldschläger Blattgold herstellt, ganz hauchdünne Goldblättchen.

Zuerst schmilzt er das Gold und gießt es zu einem kleinen Barren. Der wird erhitzt und zu einem Streifen ausgewalzt, dünn wie Zeitungspapier. Daraus schneidet der Goldschläger kleine Quadrate, die jeweils mit einem Trennpapier dazwischen gestapelt werden, 500 Stück übereinander. Dann saust ein Stahlhammer aus einer Maschine so oft auf die Blättchen, bis sie ganz ganz dünn sind.

Der letzte Packen Blattgold wird sogar heute noch von Hand gehämmert. Mehr als zwei Stunden schlägt der Goldschläger auf das Blattgold ein, bis die 10.000 Blättchen übereinander nur noch 1 mm dick sind.

So, nun wisst ihr zwar, was ein Goldschläger ist, fragt euch aber, was das nun mit einem Sprachschätzchen zu tun hat, abgesehen vom Goldgehalt. Na ja, ihr wisst ja, wer sich in den deutschen Sprachwald verirrt, findet so manches Hölzchen und Stöckchen … ;-) Es kam so:

Ursprünglich habe ich darüber nachgedacht, was es mit dem Begriff Rauschgoldengel auf sich hat, der gehört ja irgendwie zu Weihnachten. Heißt der so, weil er berauschend schön ist oder hat der was mit Goldrausch zu tun? Nein, die Erklärung ist: Rauschgold ist nichts anderes als eine Blattgoldimitation aus Messing (und als ich Blattgold las, fiel mir sofort wieder der Goldschläger ein, logisch). Lange suchte ich dann nach der Erklärung des »Rausch« und ich entdeckte sie schließlich im Grammatisch-kritischen Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart von Johann Christoph Adelung aus dem Jahr 1811, das von der Bayerischen Staatsbibliothek dankenswerterweise digitalisiert wurde.

Darin steht:

Das Flittergold, [213-214] des -es, plur. car. zu dünnen glänzenden Blättern, wie Papier, geschlagenes Messing, aus welchem die Flitter geschlagen werden; Rauschgold, weil es bey der geringsten Bewegung rauschet, im Nieders. Knetergold, Knistergold. Figürlich auch wohl, schimmernde Gedanken, welche bey genauer Untersuchung falsch befunden werden, schimmernde unechte Zierathen.

Die Geburt des ersten Rauschgoldengels fand übrigens 1570 in Nürnberg statt. Und weil ich hier schon so viel gequasselt habe, muss ich die, die die herzergreifende Legende über die Erfindung des Rauschgoldengels lesen wollen, auf Wikipedia verweisen. Ich hoffe, ihr haltet meine schimmernden Gedanken nicht für unechten Zierat – und ich wünsche euch an Weihnachten noch mehr als güldene Geschenke ein paar rauschgoldknisternde Gedanken und vor allen Dingen ein echt goldenes Herz.

(Fotos: Goldkugel von Rike, pixelio; Nürnberger Rauschgoldengel mit frdl. Genehmigung des Vereins Nürnberger Krippenfreunde)

Kategorie: Adventskalender, Kalender, Sprachbetrachtung Stichworte: Adventskalender, Goldschläger, Rauschgoldengel

17. Dezember 2010 von Elke Hesse

Das 17. Türchen: Das Wahre vom Ei!

Nicht nur Leuten, die gern viel und schnell reden, ist das schon passiert: Es rutscht einem etwas aus dem Mund, was der Fachmann als Katachrese, als Bildbruch bezeichnet. Der Sprecher vermischt im Eifer des Wortgefechts zwei Metaphern oder Redewendungen miteinander, was dann zu ungewollter allgemeiner Erheiterung beiträgt. So zum Beispiel:

Heute schenke ich euch mal reinen Tisch ein. Schließlich habe ich noch ein Hühnchen mit euch offen. Aber ihr wisst auch, viele Breie verderben den Koch. Möge dieser Kerl an mir vorübergehen. Schließlich ist ein blindes Huhn besser als die Taube auf dem Dach. Ich möchte euch keine Made in den Speck setzen, aber ihr könnt mir glauben, eigner Herd ist des Talers nicht wert. Es heißt immer, wer wagt, dem glaubt man nicht. Aber in Wirklichkeit ist es so: Wer anderen eine Grube gräbt, sollte nicht mit Steinen werfen. Jetzt will ich euch mal was verraten: Der Spatz in der Hand findet auch ein Korn. Und wer wagt, hat Gold im Mund und wird zum … nein, das verrät erst das morgige Türchen.

(Foto: BirgitH., pixelio)

Kategorie: Adventskalender, Geflügelte Worte, Kalender, Sprachbetrachtung Stichworte: Adventskalender, Katachrese, Redensart, Sprichwörter

16. Dezember 2010 von Elke Hesse

Das 16. Türchen zeigt euch mal ein Zeugma

Eines Tages fuhr Heinz mit Sabine und dem Bus nach Hause. Sie wusch die Wäsche und er dem Sohn den Kopf und danach seine Hände in Unschuld. Der Sohn ging aus und die Heizung ebenfalls. Da zog auch Heinz sich aus und Sabine aufs Bett. Er sprach zu ihr ein wenig wirr: »Nimm dir Zeit und nicht das Leben!«

Sabine erwiderte: »Ich weiß, du hast recht, aber nicht, wie es weitergehen soll. Schlag lieber die Fliegen und nicht die Zeit tot. Dreh weiter Däumchen und nicht durch.«
Da hatte Heinz genug und bald die Hosen wieder an …

Was will uns die Autorin mit dieser seltsamen Kurz(verbindungs)geschichte sagen, fragt ihr euch mit Recht. Das kleine Familiendrama in acht Sätzen bringt lauter Beispiele für die rhetorische Figur eines Zeugmas. Der Ausdruck kommt aus dem Griechischen und bedeutet »unter ein Joch spannen, etwas miteinander verbinden«. Die Regel dabei ist, dass ein Verb mit zwei verschiedenen Satzgliedern verbunden wird. Der Witz dabei ist, dass sich dabei jeweils die Bedeutung verändert.

Heinz Erhardt war ein begnadeter Zeugmatiker, aber auch Wilhelm Busch: Mit einer Axt und stillem Weh sucht man den Peter hier im Schnee. (Aus: Der Eispeter, eine Mini-Bildergeschichte, wie so oft bei Busch leicht makaber, aber wunderbar passend zum derzeitigen Wetter, :-)).

(Foto: Rolf Handke, pixelio)

Kategorie: Adventskalender, Kalender, Sprachbetrachtung Stichworte: Adventskalender, Wilhelm Busch, Zeugma

15. Dezember 2010 von Elke Hesse

Das 15. Türchen: Nachtrag zum 8. Türchen

Die am 8. Dezember erläuterte Tatsache, dass es sowohl den Informanten als auch den Informanden gibt, führt zu einer weiteren Frage: Warum haben der Konfirmand, der Doktorand, der Rehabilitand am Ende ein weiches -d, hingegen der Fabrikant, der Emigrant, der Simulant, der Kommandant und der Sympathisant ein strenges -t?

Reine Willkür der deutschen Sprache, könnte man meinen, jedoch weit gefehlt. Denn das Geheimnis der beiden Endsilben -and und -ant liegt in ihrer passivischen bzw. aktivischen Bedeutung.

Wenn mit jemand noch etwas geschehen soll, bekommt er ein -d angehängt. Also alle, die sich konfirmieren, promovieren, rehabilitieren oder eben informieren lassen wollen, werden zum Kandidaten für das -d. Umgekehrt betont das Suffix -ant den aktionistischen Part: Der Fabrikant fabriziert, der Emigrant emigriert, der Simulant simuliert, der Kommandant kommandiert, der Sympathisant sympathisiert.

Ein doktorierender Doktorvater wäre demnach also ein Doktorant – ist aber leider Fehlanzeige laut Duden … diese Ignoranten aber auch … ;-)

PS: Ich wurde darauf hingewiesen, dass es hier Späteinsteiger gibt, die nicht wissen, dass sie hier etwas gewinnen können, wenn sie kommentieren. Also noch einmal: Unter allen Kommentatoren verlose ich einen Sprachkalender Auf gut Deutsch! 2011.

(Illustration, die nicht wirklich zum Artikel passt, aber einfach schön ist: Renate Kalloch, pixelio)

Kategorie: Adventskalender, Kalender, Sprachbetrachtung Stichworte: Adventskalender, Suffix

14. Dezember 2010 von Elke Hesse

Das 14. Türchen: Fröhliche Musik wird großgeschrieben

Ich verstehe nicht sooooo viel von Musik, spiele auch selbst kein Instrument, gehe aber nichtsdestotrotz sehr gern sowohl in die Oper als auch in Konzerte. Und einer meiner Lieblingskomponisten ist Johann Sebastian Bach.

Von dem gibt es zwei (nein, natürlich noch viel mehr) sehr berühmte Stücke, die fast jeder, auch der oder die musikalisch absolut Unbewandertste schon mal irgendwo in irgendeiner Form gehört haben dürfte.

Nämlich das C-Dur Präludium, BWV 846 aus dem Wohltemperierten Klavier und das Violinkonzert in a-Moll, BWV 1041.

Fällt euch was auf? Nein, ich meine nicht musikalisch, ich meine sprachlich. Schaut mal hin. Wisst ihr, warum bei Dur der Grundton, also im vorliegenden Fall das C, groß- und bei Moll, hier a, kleingeschrieben wird?

Ich weiß es auch nicht, aber der Duden schreibt es genau so vor: Die Durtonarten (von lat. durus = hart) dürfen sich mit einem großen Buchstaben schmücken, die Molltonarten (von lat. mollis = weich) müssen sich mit einem kleinen begnügen.

Irgendeiner Logik folgt das meines Wissens nicht, aber ich weiß, dass es unter den Lesern hier mindestens eine gibt, die sich musikalisch hervorragend auskennt und sicherlich etwas dazu beisteuern kann, ;-).

(Nachtrag: Obwohl man ja gemeinhin die Dur-Tonart als die hellere und fröhlichere gilt, finde ich bei den beiden Beispielen oben zumindest den ersten Satz des molligen Violinkonzerts um vieles schwungvoller und belebender als die ersten Töne des Klavier-Durs …)

Kategorie: Kalender, Sprachbetrachtung Stichworte: Adventskalender, Bach, C-Dur

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