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19. April 2010 von Elke Hesse

Lesen als sträfliche Belohnung

Letzte Woche in der SZ einen anrührenden Artikel gelesen über einen kreativen Jugendrichter in Fulda, der die Jugendlichen zu einer ganz besonderen Strafe verdonnert: Sie bekommen drei bis sechs Wochen Zeit, um einen Roman zu lesen. Dazu müssen sie einen Aufsatz schreiben und Fragen beantworten. Es gibt eine Liste mit 14 Titeln, je nach Täterprofil.

Wer in Schule und Familie Probleme hat und selbst gewalttätig geworden ist, muss z. B. „Evil“ von Jan Guillou lesen. Darin geht es um heftige Gewalthandlungen in einem Internat. Beschrieben werden die Angriffe, aber auch, was sie bei den Opfern auslösen. Andere Titel handeln von Mobbing, von sexueller Gewalt, von Drogen, Alkohol, Integrationsproblemen.

Wichtig ist natürlich, dass Sozialpädagogen über die Bücher mit den Jugendlichen sprechen. Nach Auskunft einer Betreuerin hat sich das Projekt bei 15 Jugendlichen, die zum Lesen verurteilt wurden, bereits gelohnt. Die Jugendlichen finden sich in den Büchern wieder, denken über sich und ihr Leben nach. Als ich den SZ-Artikel las, musste ich spontan an das berühmte Kafka-Zitat denken: Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.

Und weil ich danach recherchiert habe, kann ich es jetzt auch in einem größeren Zusammenhang zitieren und ich finde, jeder Satz darin ist es wert, gelesen zu werden. Kafka schrieb 1904 an seinen Freund Oskar Pollak:

Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.

Kategorie: Lesetipp, Sprachbetrachtung Stichworte: Bücher, lesen

24. Juli 2009 von Elke Hesse

Sprachliche Goldkettchen

Deutschland_sz_collage
Illustration: Christoph Niemann, SZ-Magazin

Für alle Sprachenthusiasten bietet das heute erschienene SZ-Magazin eine Fundgrube an Sprachperlen, philosophischen Sprachbetrachtungen und amüsanten Worthäppchen, aber auch berührenden Briefen von Analphabeten in Deutschland. Vor 10 Jahren führte die Süddeutsche Zeitung die neue Rechtschreibung ein und nahm dies als Anlass, ein ganzes Heft dem Thema „Deutsche Sprache“ zu widmen.

Klar kann man das auch alles online nachlesen (siehe den Link oben), aber dann kommt man nicht in den Genuss der  amüsanten Illustrationen von Christoph Niemann, der sozusagen eine Kartographie deutscher Wörter entwickelt hat und unter anderem die Wege von Ich →Haben →Hatte →Hätte →Habe →Gehabt-Haben →Habe-Gehabt →Hätte-Gehabt →Fertig aufzeigt. Oder wusstet ihr, dass es eine Autobahn gibt, die von Vollmacht über Vollkorn, Vollblut, Vollrausch und Volltrottel bis zu Halbvoll führt?

Gut, den Besserwisser der Nation Bastian Sick (in „Sagen Sie jetzt nichts„)  mit ins Spiel zu bringen, fand ich jetzt nicht so wahnsinnig originell, aber immerhin wurde er ja nur fotografiert und musste ansonsten die Klappe halten, ;-). Und Wolf Schneider, der mir an dieser Stelle viel lieber gewesen wäre, würde an so einer Fotosession wohl nicht teilnehmen, oder habt ihr, liebes SZ-Magazin, den gar nicht gefragt?

Also, wer wissen will, woher das frühere eherne Trennungs- bzw. Nichttrennungsgesetz stammt „Trenne nie s-t, denn das tut beiden weh“ oder warum der Hip-Hop die zeitgenössische Literatur viel mehr beeinflusst als umgekehrt, warum man das Wort „Losigkeit“ umbedingt in ein Wörterbuch einfügen sollte, wieso der Direktor des Münchner Haus der Kunst sofort Hautausschlag bekommt, wenn er das Wort „Kitzbühel“ hört, wie man das Wort „Ausländer“ ganz anders interpretieren kann, wieso Gerald Asamoah immer zu spät zu seinen Bundesligaspielen gekommen ist, was „Fierzi“ bedeutet und wie sich der Alkoholtest bei Autofahrern durch ein einziges Wort, nämlich „Pfropfrebenpfersammlungspforsitzender“ (Axel Hacke) ersetzen lässt, der lese. Ich jedenfalls werde mir dieses Heft in meine Sprachschatzkiste legen!

Kategorie: Medien, Sprachbetrachtung Stichworte: Deutsch, Grammatik, lesen, Lustiges, Nachdenkliches, schreiben, Sprache, SZ, Wortschätze, Zeitung

22. Juni 2009 von Elke Hesse

Bildung kommt nicht von Bildschirm

Gestern Abend in Neubiberg durfte ich Altmeister Dieter Hildebrandt in Bestform erleben, anlässlich einer Benefizveranstaltung für Room to Read.  Eigentlich sollte er ja nur aus seinem neuesten Buch „Nie wieder achtzig!“ lesen, aber gottseidank hielt er sich nicht an diese Vorgabe, sondern analysierte erst mal anderthalb Stunden lang den Zustand der deutschen Gesellschaft und politischen Landschaft in einer solchen Kaskade von Pointen und Wortspielereien, dass es uns Zuhörern vorkam, als säßen wir wie früher live dabei während der Aufzeichnung eines Scheibenwischers.

Der Mann ist 82 Jahre alt, in Worten: zweiundachtzig! Einfach unglaublich, wenn man ihn sieht und ihm zuhört. Ich habe mich unglaublich geärgert, dass ich mir nicht Stift und Papier mitgenommen hatte, um mir wenigstens ein paar seiner wirklich brillanten Sprachjonglierereien zu notieren. Auch wenn Hildebrandt als Helmut Kohl „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius spricht, meint man , der Altbundeskanzler stehe live am Mikrophon.

Von Hildebrandt stammt das sarkastische Zitat: „Bildung kommt von Bildschirm und nicht von Buch, sonst hieße es ja Buchung.“ Nun ja,  ich kann nur wärmstens empfehlen, den Bildschirm einmal schwarz sein zu lassen, den Tourneeplan dieses großen Kabarettisten zu studieren und sich für einen Termin in der Nähe gleich Karten zu bestellen. So viel Zeitkritik, Politikanalyse und Sprachwitz auf einmal schafft kein einziger Fernsehabend. Schade fand ich, dass so wenig Jüngere anwesend war, aber vermutlich wirkt der Titel seines  Buches auf den Nachwuchs (auch das ein Wort, was Hildebrandt unter die Lupe nahm: Es wächst einfach nichts nach, das ist eine Lüge, behauptete er, und schon gar nicht die Weisheit im Alter) eher abschreckend, nach dem Motto:  Was soll so ein Gruftie einem schon zu sagen haben?

Dass Bildung natürlich etwas mit Lesen und dem Zugang zu Büchern zu tun hat, weiß Dieter Hildebrandt übrigens  ganz genau, sonst hätte er die diese gestrige Benefizveranstaltung in seinen ohnehin vollen Terminkalender nicht eingeschoben. Denn ganz nebenbei können mit den Einnahmen des gestrigen Abends zwei Schulbibliotheken in Kambodscha finanziert werden, das ist nämlich der Impetus der internationalen Organisation Room to Read, die der ehemalige Microsoft-Manager John Wood gegründet hat.

Kategorie: Lesetipp, Text & Konzept Stichworte: Bücher, Dieter Hildebrandt, Gutes tun, lesen, room to read, Scheibenwischer

18. März 2009 von Elke Hesse

Dank an Christa W.

Obwohl zum Innehalten die Zeit nicht ist, wird einmal keine Zeit mehr sein, wenn man jetzt nicht innehält. Lebst du jetzt, wirklich? In diesem Augenblick, ganz und gar?
Wann, wenn nicht jetzt?

Sie hatte Angst vor den ungenauen, unzutreffenden Wörtern. Sie wusste, dass sie Unheil anrichteten, das schleichende Unheil des Vorbeilebens, das sie fast mehr fürchtete als die großen Katastrophen. Sie hielt das Leben für verletzbar durch Worte.

aus: Nachdenken über Christa T., 1969

Wenn die Menschen gewisse Exemplare ihrer eignen Gattung aus Bosheit oder Unverstand, aus Gleichgültigkeit oder aus Angst vernichten müssen, dann fällt uns, bestimmt, vernichtet zu werden, eine unglaubliche Freiheit zu. Die Freiheit, die Menschen zu lieben und uns selbst nicht zu hassen.

aus: Kein Ort. Nirgends., 1977

Christa Wolf wird heute 80 Jahre alt. Ihre Bücher haben mich in jungen Jahren und während des Studiums immer begleitet, waren Halt und Trost, Wiedererkennen, Verzückung von der Schönheit der Sprache. Ich habe ganze Sätze, ganze Passagen in mich aufgesogen wie ein Kind die Muttermilch. Auch heute noch, nach vielen Jahren, haben diese Texte für mich Bestand. Ich werde sie wiederlesen. Sie werden mir wieder unter die Haut kriechen.

Ich gratuliere Christa Wolf zum 80. Geburtstag und bedanke mich.

Kategorie: In eigener Sache, Lesetipp Stichworte: lesen, Wortschätze

11. März 2009 von Elke Hesse

Wie viel Geist brauchen gute Geschichten?

bucherregal_by_franz-haindl_pixeliodeWelche interaktive Beziehung haben Lesen und Schreiben? Verändern neue Lesegewohnheiten auch das Schreiben von Autoren? Werden E-Books neue Textgattungen hervorbringen? Mutieren Bücher, wenn es sie nur noch digital gibt, zu Schattenbüchern, zu Geisterbüchern, die flüchtig sind wie alle Geister? Haben Geschichten dann keine Chance mehr, sich in Kopf und Herz der Menschen einzuschleichen, weil sie vorher „deleted“ werden?

Zum heutigen Erscheinen des Sony-E-Books macht sich die Autorin Katharina Hagena („Der Geschmack von Apfelkernen“) in der SZ kluge Gedanken.

Kategorie: Lesetipp, Medien Stichworte: lesen, schreiben

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