Als Freelancerin, die oft stundenlang vor ihrem PC hockt – bedauerlicherweise nicht immer nur wegen einer Flut von Jobs , sondern auch aus lauter Gefesseltsein von den täglichen Verlockungen des Internets – und das leider nicht immer in ergonomisch korrekter Haltung, ist es mir sehr wichtig, regelmäßig Sport zu treiben. Dafür habe ich zwei feste Termine in der Woche, einen vormittags und einen abends.
Blöderweise musste ich vor einiger Zeit meinen Standard-Vormittagskurs BBP von Dienstagvormittag auf Freitagvormittag wechseln. Und freute mich noch, dass der erst um 10 Uhr statt wie sonst um 9 Uhr begann, weil ich ja morgens eher so ein bisschen langsam in die Gänge komme als Eule. Bald aber musste ich feststellen, dass diese Zeitverschiebung einen Haken hatte.
Beim 9-Uhr-Timing war es gar keine Frage, dass ich mich fast nahtlos nach dem ausgiebigen Zeitungslesefrühstück direkt in meine Sportklamotten werfen und lostigern musste. Aber bis 10 Uhr ist ja gerade für eine Zwangsfrühaufsteherin doch noch viel Zeit vorhanden, da bietet es sich an, nein, drängt sich förmlich auf, noch schnell mal neugierig in seine E-Mails zu gucken und alle Bookmarks mal eben rauf- und runter zu surfen.
Was natürlich unweigerlich zur Folge hatte, dass ich des Öfteren am PC hängenblieb, weil
a) dringende E-Mails beantwortet werden mussten, da ich
b) anscheinend dazu erzogen worden bin oder es mir in die Gene gelegt worden ist, auf schriftliche Dialoganträge jedweder Art unverzögert zu reagieren oder
c) unbedingt noch nachlesen musste, ob sich Brad und Angelina jetzt tatsächlich getrennt haben oder
d) in meinem Lieblingsnetzwerk gerade eine spannende Diskussion lief, in die ich mich unmöglich hätte nicht einschalten können oder
e) ach, breiten wir lieber den Mantel des Schweigens darüber aus …
Na ja, jedenfalls war es fast immer so, dass ich freitags immer erst kurz vor 10 Uhr unter halblauten Flüchen hektisch auf sämtliche Tabs im Browser klickte, die Kiste runterfuhr und mich in Windeseile auf den Weg zum sportlichen Event begeben musste, um wenigstens halbwegs pünktlich dort zu landen.
Das alleine aber gab noch nicht den Ausschlag. Nein, das wirkliche k.o-Kriterium (oder K.O.-Kriterium?) war/ist die Tatsache, dass es immer immer immer nur freitags passiert und nie nie nie montags oder dienstags oder mittwochs oder donnerstags, dass Jobs reinkommen, die so unglaublich eilig und unaufschiebbar und lebenswichtig sind, dass (ach herrje, drei Nebensätze mit „dass“ eingeleitet, das geht ja gar nicht …) sie keinen Aufschub dulden und jegliche Ambitionen, sich körperlich zu ertüchtigen, einfach in Luft auflösen.
Ganz im Ernst, geht das nur mir so oder haben diese Feststellung andere FreiarbeiterInnen auch schon gemacht? Über die Tatsache, dass uns Freelancern ja auch ganz gern über das Wochenende ein wahnsinnig wichtiger Auftrag reingeschoben wird, habe ich ja bereits geschrieben; irgendwie scheinen Freitage allerortens in Deutschland immer ziemlich genau das Gegenteil von dem zu sein, was sie dem Wortsinn nach eigentlich wären: nämlich frei.
Nein, ich will hier nicht für eine Verlängerung des Wochenendes plädieren. Ist schon in Ordnung, die 5-Tage-Woche, aber zurufen möchte ich doch allen da draußen, die Freelancern Aufträge erteilen: Freitage sind nur das Ende der Arbeitswoche, nicht der Welt. Am fünften Tag hat selbst Gott nur die Tiere des Wassers und der Luft geschaffen. Der Mensch als Krone der Schöpfung kam erst danach …
Ergo: Kein Mensch muss also an einem Freitag irgendwelchen Werken „noch mal eben schnell“ ihre Krone aufsetzen. Denn nach jedem Freitag kommt in der Regel ein Montag, der erste Tag der Woche, an dem wir uns doch alle geistig frisch, munter und gut erholt vom Wochenende mit neuen Ideen und neuem Elan in unsere Projekte stürzen können. Und ich wette, so manchem Auftrag würde es guttun, übers Wochenende noch mal einen gewissen Reifungs- und Gärungsprozess zu durchlaufen, anstatt hektisch, panisch und „Hauptsache noch heute“ an einem Freitag fertiggestellt zu werden.
Aber da bleibe ich wohl eine einsame Ruferin in der Wüste …
Ach ja: Mein BBP-Abo am Freitag habe ich jetzt gekündigt. Habe gesehen, dass die VHS ein „Flexibles Wochentraining am Morgen“ anbietet. Gleicher Preis – und man kann sich jede Woche frei entscheiden, an welchem Tag (zu unterschiedlichen Uhrzeiten) man (allerdings unterschiedliche) Sportkurse wahrnimmt.
Klingt irgendwie verlockend. So flexibel. Aber erfordert auch schon wieder Disziplin. Komm ich heut nicht, komm ich morgen … Vielleicht doch besser einen festen Kurs buchen? Montagfrüh um 9 Uhr? Puh …
Fotos: Stephanie Hofschläger, pixelio.de