In einem interessanten Interview in der Reihe „Sprechen wir über Geld“ äußert sich heute in der Süddeutschen Zeitung der Schweizer Autor Urs Widmer über die verharmlosende Sprache der Manager und die teilweise faschistische Sprache der Banker. Und er fürchtet, dass diese Sprache gerade jetzt, nach dem Zusammenbruch des Investmentbankings, neue Stilblüten erfährt:
Die Sprache – diese Nebelwand, hinter der das reale Desaster verschwinden soll – wird jetzt noch mehr benötigt.
(…)
Die Sprache der Ökonomie mag ein militärisches Vokabular. Sie ist auf Eindeutigkeit aus und verleugnet alle Widersprüchlichkeit. Sie errichtet eine Art Potemkinsches Sprach-Dorf aus lauter Euphemismen.
Dazu passt wunderbar das Unwort des Jahres, das in dieser Woche gekürt wurde: notleidende Banken. Sollen wir diesen Begriff als Euphemismus für „notdürftige Banken“ oder gar „notlügende Banken“ verstehen? Dann wiederum bleibt nur zu hoffen, dass die Theorie der Euphemismus-Tretmühle zutrifft, nach der jeder Euphemismus irgendwann die negativen Konnotationen seines Vorgängerausdrucks annimmt.