Es gibt Menschen, die trinken grundsätzlich keinen Alkohol. Finde ich in Ordnung. Dann gibt es welche, die trinken grundsätzlich alles, was es an Alkoholika gibt. Finde ich nicht in Ordnung. Dann gibt es welche, die trinken meistens Bier. Das sind die Deutschen. Die liegen im Bierverbrauch weltweit ganz weit vorn, laut Stati(sti)schem Bundesamt trinkt jeder Einwohner im Durchschnitt pro Tag 0,3 Liter Gerstensaft. Da sind allerdings auch Biermischungen mitgezählt, die man ja eigentlich laut Reinheitsgebot gar nicht als Bier bezeichnen darf. Von denen gibt es bundesweit viel mehr, als der normale Durchschnittstrinker auch nur erahnen kann. Also zumindest ich, die nun schon seit langer Zeit im Biermekka Bayern lebt und nicht ganz bierunkundig ist, hatte bis heute noch nie was gehört von Flüssigkeiten wie BMW, Schneewittchen, Jorsch, Monaco, Nuclear Sunrise oder Schweinskopf …
Aber was ein Neger ist, weiß ich, auch wenn ich es noch nie getrunken habe und auch nie trinken würde: Weizenbier mit Cola. Nun ist das zugegebenermaßen ein etwas seltsamer Name für ein allerdings ebenso seltsames Bier(mischgetränk) und man weiß ja spätestens seit den Diskussionen um den Negerkuss, dass das Wort „Neger“ diskriminierend klingt und eine rassistische Äußerung darstellt, die auch in Wortzusammensetzungen vermieden werden sollte. Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil von der FDP hat sich deshalb hingesetzt und einen Brief an den bayrischen Hotel- und Gaststättenverband geschrieben, in dem er auffordert, die Bezeichnung Neger von den bayrischen Getränkekarten (im Allgäu heißt es Mohren, macht die Sache auch nicht besser) verschwinden zu lassen und sie durch Cola-Weiße zu ersetzen. Immerhin gibt es jede Menge Alternativen in anderen Bundesländern, in Ostwestfalen sagt man Schmutziges, im Rheinland Drecksack, meistens aber wird die krude Mischung wohl Diesel genannt. Woher all diese düsteren Namen kommen, dürfte klar sein: Das Gebräu ähnelt wohl in der Farbe Moorwasser oder Dieselkraftstoff und die Verfärbung der Schaumkrone (sieh Bild oben) dürfte an etwas erinnern, in das man normalerweise noch nicht mal seinen kleinen Zeh hineintauchen würde …
Insofern ist Minister Zeils Vorschlag Cola-Weiße natürlich ein Euphemismus, denn von Weiße dürfte im Glas nichts mehr zu sehen sein. Den Vorschlag, das Bimsch (Abk. f. Biermischgetränk) einfach Politiker (unten trübe Flüssigkeit, oben viel dreckiger Schaum) zu nennen, finde ich zumindest überlegenswert. Ach ja, und dann, Herr Minister, haben Sie ganz vergessen, dass es da ja noch ein Getränk mit Migrationshintergrund gibt: den Russ nämlich, in Form von Weißbier plus Zitronenlimonade (brr). Angeblich kommt die Bezeichnung daher, weil nach dem Ersten Weltkrieg zu revolutionären Zeiten einerseits die russischen Zwangsarbeiter und andererseits die im Volksmund als Russ’n bezeichneten Kommunisten das aus Rohstoffmangel mit Limonade gestreckte Bier gern getrunken haben. Ist ja irgendwie auch rassistisch, oder? Alternative Namensvorschläge hierfür werden gern entgegengenommen.
Fotos: Dieter und creature, pixelio.de